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Dr. Dietrich Sagert 

Referent für Redekunst/Rhetorik

Kulturwissenschaftler, Theaterregisseur

  • geb. 1963
  • Studium der Theologie an der Universität Rostock,
    Communauté de Taizé / Frankreich,
  • weitere Studien in Philosophie und Theater an der Brown University
    in Providence, Rhode Island / USA
  • Promotion im Fach Kulturwissenschaft an der
    Humboldt-Universität zu Berlin
  • Regieassistent in Hamburg, Schwerin, Lausanne u.a.
  • Wichtigste Inszenierungen: La Légende des Anges nach Michel Serres in Dijon / Frankreich (1998), Hoffmanniana nach Andrej Tarkowskij (2003), Ritournelles nach Gilles Deleuze mit dem Streichquartett Psophos (2005) am Théâtre National de Chaillot, Paris / Frankreich und Nature morte dans un fossé von Fausto Paravidino (2007) am Théâtre des Capucins, Luxemburg.

Redekunst/Rhetorik

  • Auftritt: Übung – Gestaltung – Praxis (2009 – )
  • Programm: Passagen (2010 – 2015), Nach Luther (2016), Augustinus (2017)
  • Bücher: Vom Hörensagen (2014), Versteckt (2016), Lautlesen (2020), minderheitlich werden (2021), Wo bin ich, wenn ich vor dem Bildschirm bin? (2022)
  • Material: Blog I Dietrich Sagert (2017 – ), Liturgien der Vögel @liturgien (2022), Victor Klemperer wiedergelesen @lingua_23 (2023)
  • Dokumentation: LABORa – experimentelle liturgische Formen (2018 – )
  • Inszenierung: Arvo Pärt Passio, mit dem Vocalconsort Berlin, HKF Berlin (2020)
  • Übersetzung: Jean-Luc Nancy, Mein Gott!, Matthes & Seitz Berlin (2021)

pars pro toto 2024 (PDF)

DR. DIETRICH SAGERT

  • Geboren 1963 in Waren an der Müritz
  • Stammt aus einem mecklenburgischen Pfarrhaus
  • War Bausoldat (Waffenverweigerung) in der DDR
  • War Frère der Communauté de Taizé, Frankreich
  • Hat zwei Kinder: Lil und Leonard

AUSBILDUNG:

  • Abitur mit Schwerpunkt für moderne Fremdsprachen: Französisch, Englisch, Russisch, in Güstrow (1981)
  • Universität Rostock, Studium der Theologie und der Philosophie: „Die Ekklesiologie der Confessio Augustana (CA 7) in ökumenischem Horizont“ (Dipl. theol. 1988)
  • Brown University Providence, R.I., U.S.A., Office of International Program postgraduale Studien in Philosophie, Musik und Theater (1990-1991)
  • Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Regiehospitanzen und –Assistenzen (1991-1993)
  • Humboldt Universität zu Berlin, Promotion im Fach Kulturwissenschaft: „Der Spiegel als Kinematograph nach Andrej Tarkowskij“ (Dr. phil. 2004)

Kulturmanagement

  • Europäisches Festival Schwerin,
    Gesamtorganisation, künstlerischer Assistent (1994-96)
  • Théâtre Vidy Lausanne E.T.E., Schweiz
    Regieassistenzen, Produktionsleitung, Tourneeleitung (1995-1997, 2000)
  • Weimar 1999 Kulturstadt Europas GmbH
    Koordination, persönl. Referent des Intendanten (1998-1999)

Inszenierungen

  • La Légende des anges nach Michel Serres
    Rencontres Internationales de Théâtre, Dijon, Frankreich (1998)
  • Hoffmanniana nach Andrej Tarkowski
    Théâtre National de Chaillot, Studio, Paris, Frankreich (2003)
  • Ritournelles nach Gilles Deleuze mit dem Streichquartett Psophos Théâtre National de Chaillot, Studio, Paris, Frankreich (2005)
  • Nature morte dans un fossé von Fausto Paravidino Théâtre des Capucins, Luxembourg (2007)

Lehre

  • Université Paris 8, Saint-Denis, Frankreich, Dpt. des Arts du spectacle, Blockseminar zur Dramaturgie Andrej Tarkowskijs (2004)
  • Universität der Künste, Berlin, Fakultät Darstellende Kunst, Vorlesungen zum Alten Testament, Seminare zu Werk- und Rollendramaturgie (09/10)

Veröffentlichungen

  • Stalking, bases de la pensée dramatique d’Andrei Tarkowski, in: 6 Frictions/écriture_théâtre, Paris, 2002
  • Protestantische Heilige? Gedanken zu Dietrich Bonhoeffer und Frère Roger, in: Forum Nr. 254, Luxembourg, 2006
  • Der Spiegel als Kinematograph: Untersuchungen zum Werk Andrej Tarkowskijs, Saarbrücken, 2008

Seit 2009 – Referent für Redekunst/Rhetorik am Zentrum für evangelische Gottesdienst- und Predigtkultur, Wittenberg, (kommissarische Leitung 2011/12)

Veranstaltungen: Passagen-Gedankengänge zwischen Kultur und Glauben (2010-2015 u.a. mit Hartmut Böhme, Bruno Latour, Martin Walser, Joseph Leo Koerner, Sybille Lewitscharoff); Nach Luther (2016), Augustinus – Licht und Schatten (2017); LABORa – experimentelle liturgische Formen, Kooperation mit der Stiftung St. Matthäus Berlin (seit 2018, Foto – Dokumentation auf www.predigtzentrum.de); Liturgisch-szenische Einrichtungen in Kooperation mit der Schola Cantorum Adam Rener der Schlosskirche Wittenberg (2021 – 2024, Szenario – Dokumentation unter Materialien auf www.predigtzentrum.de)

Auftritt: Übung-Gestaltung-Praxis: Konzeption und Realisierung der performativen Arbeit an Predigt und Liturgie (Auftrittscoaching in Einzel- und Gruppensituationen seit 2010)

Homiletisch-liturgische Exkursionen, interaktive multimediale Erfahrungswege zu den liturgischen Festen des Kirchenjahrs, online (2013).

Homiletische Hörboxen, die Evangelien aller Sonntage des Kirchenjahres gelesen und gegenübergestellt mit anderen Hörerlebnissen, online und als podcast (2014/15).

Hörbücher, gelesen von Dietrich Sagert: Franz Fühmann: Meine Bibel; Erfahrungen (2021), Historische Predigten: Meister Eckhart und Martin Luther (2022), Michel Serres, Das Verbindende. Ein Essay über Religion (2023), Augustinus, Bekenntnisse (2024) auf www.predigtzentrum.de

Veröffentlichungen: Vom Hörensagen. Eine kleine Rhetorik, Leipzig 2014, 2016; Versteckt. Homiletische Miniaturen, Leipzig 2016; Lautlesen. Eine unterschätzte Praxis, Leipzig 2020; minderheitlich werden. Experiment und Unterscheidung, Leipzig 2021; Wo bin ich, wenn ich vor dem Bildschirm bin? Liturgisch-ästhetische Untersuchungen, Leipzig 2022, Taizé und die DDR, Les Presses de Taize 2022, (u.a. Einzelbeiträge und Herausgaben); Blog Unterwanderungen (seit Januar 2017 auf www.predigtzentrum.de); Übersetzung: Jean-Luc Nancy, Mein Gott!, Matthes und Seitz Berlin 2021

@liturgien: Liturgien der Vögel. Ein Projekt auf Twitter vom 25. März bis zum 24. Juni 2022

Ausstellung: Faustroll. Ein imaginäres Theaterstück nach Alfred Jarry, mit Robert Lippok, 15. Oktober – 5. November 2011, Staatsgalerie Prenzlauer Berg, Berlin

Lecture performance: Hauptsache oder was den Kopf betrifft, Vortrag/ Szenen/Musik von und mit Robert Lippok, Dietrich Sagert und Claude Guyonnet, Paris, 20. Oktober 2011, Staatsgalerie Prenzlauer Berg, Berlin

Szenische Lesung: Stauffenberg. Szenen zum 20. Juli 1944, mit Florina Speth, Cello, 12. Juli 2014, St. Matthäus im Kulturforum Berlin

Szenische Lesung/Installation: Flucht aus der Zeit: Hugo Ball – ein Schmetterlingsdenker, mit Florina Speth, Cello, Elektronik, 11. Dezember 2014, Staatsgalerie Prenzlauer Berg, Berlin

Dramaturgie/Abendregie: Lange Bonhoeffernacht zum 70. Todestag von Dietrich Bonhoeffer, 9. April 2015, St. Matthäus im Kulturforum Berlin

Lesung: Der Mensch, der in der Farbe ging (nach Georges Didi-Huberman), gelesen zusammen mit Jens Schäfer, Berlin, 16. und 17. September 2016, in der Lichtskulptur von James Turrell, Kapelle Dorotheenstädtischer Friedhof Berlin

Dramaturgie: Judas von Lot Vekemans mit Manfred Zapatka, Regie Bernd Kauffmann, Premiere 20. Mai 2017, Movimentos Festwochen Wolfsburg

Szenische Lesung: Marsyas. Ein Sartyrspiel von Horst Sagert (Auszüge), mit Hans Sagert, E-Gitarre, und „Die Flughaut des Marsyas im Mondlicht (Auferstehung)“, Silber, vergoldet, 2000 von Horst Sagert, 7. April 2018, in der Lichtskulptur von James Turrell, Kapelle Dorotheenstädtischer Friedhof Berlin

Lesenacht: Nacht der Ketzer nach Walter Nigg, gemeinsam mit Studierenden der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Berlin, Musik Ronald Lippok, 15. Juni 2019 Segenskirche Berlin

Inszenierung: Arvo Pärt, Passio, mit dem Vocalconsort Berlin, 11.–14. September 2020, in der Installation „In Praise of Light“ von Leiko Ikemura, St. Matthäus im Kulturforum Berlin, gefördert vom Hauptstadtkulturfonds Berlin

Szenische Lesung: Muss Wahrheit unbedingt wahr sein? Jean-Luc Nancy zum ersten Todestag, zusammen mit Claudia de Serpa Soares (Tanz), 23. August 2022, in der Installation „Concentrated Form of Non-Material Energy“ von Edith Dekyndt, St. Matthäus im Kulturforum Berlin

Szenische Lesung: Bilder trotz allem – Briefe an Gerhard Richter, Georges Didi-Huberman zum 70. Geburtstag, zusammen mit Florina Speth (Cello), 12. Juni 2023, in der Ausstellung „Am Abgrund der Bilder“ von Michael Müller, St. Matthäus im Kulturforum Berlin

Szenische Lesung: Bruno Latour „Jubilieren. Über die religiöse Rede“, zum ersten Todestag, gelesen zusammen mit Shulamit Bruckstein, 9. Oktober 2023, in der Ausstellung „Deep time – der ferne Klang“ von Jakob Mattner, St. Matthäus im Kulturforum Berlin

Szenische Lesung: Der Maler und der Wanderer. Auszüge aus dem gleichnamigen Essay von Lázsló Földényj zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich mit Musik von John Cage, Arnold Schönberg, Petris Vasks, Maurice Ravel und György Kurtág, zusammen mit Anja Kleinmichel (Klavier), 19. September 2024, in der Ausstellung „Gottweißwo“ von Martin Assig, St. Matthäus im Kulturforum Berlin   

„Die Aufführung ist sicher weder Kino noch ganz Theater, sondern das Experiment eines Echos: Wie man auf der Bühne die Erinnerung an ein visuelles Universum lebendig werden lässt, wie man der Schöpferkraft eines der größten visionären Poeten des letzten Jahrhunderts Platz schafft.“ (Libération, 10. März 2003 zu Hoffmanniana nach A. Tarkowksij)

„Regisseur Dietrich Sagert verknüpft hier in dieser spektakulären Bühnenübertragung gedankliche Abläufe, verschiedene Bewusstseinsebenen. Dafür steht ihm die ausgefeilte Arbeit von Alexander Wolf (Bühne, Kostüme, Beleuchtung) zur Verfügung, deren Kraftlinien er selbst bestimmt, denn Textfassung, Ton, Musik und Bilder wurden von ihm eingebracht; und er dirigiert einen Schauspieler von beachtlicher Finesse, Claude Guyonnet, der uns in die beunruhigendsten Grenzbereiche der Wahrnehmung, in die diffusesten Zonen der künstlerischen Intelligenz führt. Es handelt sich bei dieser Aufführung nicht um Hoffmann aus der Sicht Tarkowskijs, es geht vielmehr um die Wege des Denkens, der Intuition von zwei Poeten, die Dietrich Sagert zu evozieren sucht. Ein einzigartiges Objekt von faszinierender Genauigkeit und Kohärenz.“ (Le Figaro, 17. März 2003 zu Hoffmanniana nach A. Tarkowskij)

„Es handelt sich hier um Musik und um Theater. Intimes Theater kindlicher Zeremonien, ein Kommen und Gehen von paradiesisch frischem Spiel. Nicolas Bacri hat im Auftrag des Regisseurs und für dieses Streichquartett einige Stücke komponiert über das Thema, diese Form: Ritournelle: eine kurze musikalische Phrase, die einer Arie folgt oder vorausgeht, oder die Strophen voneinander trennt. Kurze Sätze, es gibt auch andere als musikalische; die hat Dietrich Sagert ausgewählt aus Texten, die ihm wichtig sind, aus Essays. Man erkennt vor allem Deleuze. Aber nichts ist hier steif oder schwerfällig, keine Pedanterie. Musik und Worte: die vier Musikerinnen sind lebendig und frisch, konzentriert auf ihre Instrumente und zugleich verfügbar der Phantasie des Projektes, sie wechseln grazil und geistreich von einer Ausdrucksform zur anderen.“ (Le Figaro, 29. März 2005 zu Ritournelles)

„Und wir haben die Marke des Regisseurs Dietrich Sagert wieder erkannt, die schon so deutlich spürbar war in seiner letzten hiesigen Arbeit „Ich war in meinem Haus und wartete dass der Regen kommt“ von Jean-Luc Lagarce. Sagert hat die Gabe, seine Interpreten zu motivieren und zu stimulieren, sie in seinen Plan zu integrieren und sie uns, die wir sie (manchmal zu sehr) zu kennen glauben, in einem neuen Licht erscheinen zu lassen.“ (La Voix, 8. Dezember 2006 zu Nature morte dans un fossé von F. Paravidino)

„Regisseur Dietrich Sagert bringt zunächst Ordnung in das Verwirrspiel der Zeiten und Generationen. Er führt einen Erzähler ein und übersetzt die Collagestruktur in tempovariables Zappen zwischen mehreren Spielorten auf einer Simultanbühne. Das ist stark inszeniert – dokumentarische und atmosphärische Bruchstücke setzen sich puzzleartig zusammen.“ (Theater der Zeit, April 2008 zu Heimlich bestialisch von C. Grehn)

„Darin besteht der wesentliche Impuls von Sagerts „kleiner“ Rhetorik: Es geht darin um die Umstellung von Inhalten und Begriffen auf Aktion und Performanz, von Sprache auf Sprechen, von der Predigt auf das Predigen.
Der sprachlichen „Inflation“, so Sagert, entkommt man nur, „wenn man von seinem Schrecken – oder dessen Verwandten, dem Glück und der Ekstase – her spricht“ (59). Die eigenen „Verwundungen“ also sind dabei „auf der physiognomischen Bühne der eigenen Person“ aufzuführen (ebd.). Damit ist dem objektivistischen Missverständnis des Redevorgangs gewehrt – allerdings droht an dieser Stelle auch die Authentizitätsfalle, wie sie im Zusammenhang des Paradigmas des „persönlichen Predigens“ seit längerem in der Homiletik thematisiert wird. Wie dem auch sei: Vor allem wird von Sagert das immer noch verbreitete (und auf Kants Generalkritik zurückgehende) instrumentelle Verständnis der Rhetorik aus guten Gründen zurückgewiesen: „Folglich wird Rhetorik also nicht funktional (als Funktion von Herrschaft oder Verkauf), sondern experimental (von der persönlichen Erfahrung des Sprechenden her) bestimmt. Auf diese Weise ist sie offen für die Erfahrungen von Sprachlosigkeit, Experimente am Rande der Sprache und für die Risiken moderner Existenz und Weltläufigkeit.“ (59f.).“ (Michael Meyer-Blanck, Liturgie und Kultur, 1/2015)

„Es ist ein kurzer Text, der es in sich hat. Es lohnt sich, ihm geduldig auf der Spur zu bleiben. Nancy ist bei aller Verspieltheit in der Sache präzise. Sein virtuoser Text eröffnet auch ohne Vorkenntnisse zu Hegel oder Heidegger eine ermutigende Einladung, die christliche Tradition gegen sich selbst zu lesen und darin ihren Sinn neu zu entdecken.“ (Friederike Rass, bref, 3/2022)

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