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Verklärung

Exkursion: Verklärung

Exkursionen

Exkursionen sind Spaziergänge fürs Gehirn. Es geht darum, in den gewohnten Denkbahnen Differenzen zu erzeugen und Platz zu schaffen. Dazu braucht es Bewegung, von Hauptsachen zu Nebensachen, von der Peripherie ins Zentrum und umgekehrt. Hier sind Impulse jeweils um ein Fest des Kirchenjahres gruppiert.

Schreiben:

Deum de Deo

lumen de lumine

Deum verum de Deo vero

Denken:

Seit je her wird Wahrheit, sofern sie „erscheint“, als Ans-Licht-Kommen oder als Offen-zutage-Liegen vorgestellt. Insofern enthält jede Art von Aufklärung ein Drama des Lichts oder der Beleuchtung […]

Doch wir erleben eine Agonie der Wahrheit. Die alte Allianz zwischen Licht und Wahrheit – der photologische Pakt der okzidentalen Rationalität – ist zerrissen, seit wir das Lichtbringende als das Todbringende einsetzen können. Die Kernwaffen machen auch philosophisch Geschichte. […]

Die photologische Aufklärung erfasst alle möglichen Gegenstände unter dem Gesichtspunkt ihrer Beleuchtbarkeit, Durchleuchtbarkeit, Verlichtbarkeit.

(Peter Sloterdijk, Eurotaoismus, Frankfurt/M. 1989, S.121)

Lautlesen:

Und da er betete, ward die Gestalt seines Angesichts anders, und sein Kleid ward weiß und glänzte.

[…] Und sie verschwiegen es und verkündigten niemand in jenen Tagen, was sie gesehen hatten.

(Lk 9, 28-36)

Denken:

Das Licht Christi verklärt selbst die Schatten in uns. Und doch sind sie da, die Schatten; manchmal kommen wir mit ihnen nicht zurecht. Da geschieht es, dass langsam das Leben Christi in uns zu wirken beginnt und so all das, was dunkel war und trübe, undurchsichtig und beunruhigend, schließlich ruhig und klar und von Gott aufgenommen wird. Nichts ist verloren auf dieser Erde, weil Gott stark genug ist, um uns alles wieder zu geben, verwandelt, neu belebt, verklärt durch ihn. Dazu müssen wir freilich gewillt sein, uns zum Licht hinzuwenden.

So wie das Licht Christi in der Dunkelheit unseres eigenen Herzens wirkt, , so wirkt es auch hinein in die Finsternis der Welt. So nimmt Gott eine ungläubige Menschheit auf: Ein Christ, mitten unter den Menschen lebend, die nicht glauben können, ist Christusträger; ganz behutsam und unaufdringlich teilt er Gottes eigene Gegenwart mit.

(Jeden Augenblick neu, Fr. Roger in seinem Tagebuch, Freiburg1987, S. 31f.)