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Johanni

Exkursion: Johanni

Exkursionen

Exkursionen sind Spaziergänge fürs Gehirn. Es geht darum, in den gewohnten Denkbahnen Differenzen zu erzeugen und Platz zu schaffen. Dazu braucht es Bewegung, von Hauptsachen zu Nebensachen, von der Peripherie ins Zentrum und umgekehrt. Hier sind Impulse jeweils um ein Fest des Kirchenjahres gruppiert.

Lautlesen:

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!
Denn Er hat Sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen.

Er hat uns einen starken Retter erweckt
im Hause Seines Knechtes David.

So hat Er verheißen von alters her
durch den Mund Seiner heiligen Propheten.

Er hat uns errettet vor unseren Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen.

Er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an Seinen heiligen Bund gedacht,
an den Eid, den Er unserem Vater Abraham geschworen hat.

Er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, Ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit
vor Seinem Angesicht all unsere Tage.

Und du Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen, denn du wirst dem Herrn vorangehen
und Ihm den Weg bereiten.

Du wirst Sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken
in der Vergebung seiner Sünden.

Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes
wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,

um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes
und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens. (Lk 1,68-79)

Schreiben:

μετανοεῖτε· ἤγγικεν γὰρ ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν.

Denken:

Wir leben nicht in einer Welt, sondern zwischen – mindestens – zwei Welten. Die erste ist von Licht durchflutet, die zweite von Schimmern durchzogen. Im Zentrum des Lichts, so will man uns glauben machen, agieren jene, die man in einer grausam hollywoodesken Antiphrase als people oder anders ausgedrückt als stars bezeichnet – Sterne tragen bekanntlich die Namen von Gottheiten – , deren meist völlig belang- und nutzlose Neuigkeiten wir unablässig wiederkäuen. Das bedeutet, uns Sand in die Augen zu streuen, der in systematischem Zusammenhang steht mit der effizienten Herrlichkeit der „Herrschaft“, die von uns nur eins verlangt: sie einmütig zu akklamieren.

An den Rändern jedoch, das heißt in endlosen Weiten, ziehen zahllose Völker ihres Weges, über die wir allzu wenig wissen, hinsichtlich deren wir immer notwendiger einer Gegen-Information zu bedürfen scheinen. Wenn sich diese Glühwürmchen-Völker in die Nacht zurückziehen, streben sie damit im Rahmen ihrer Möglichkeiten nach Bewegungsfreiheit, fliehen sie vor den Scheinwerfern der „Herrschaft“, vollbringen sie Unmögliches, um ihren Wünschen und Begehren Ausdruck zu verleihen, um ihre eigenen leuchtenden Schimmer auszusenden und an andere zu adressieren.

(Georges Didi-Huberman, Überleben der Glühwürmchen, München 2012, S. 140)