Auf ihrer Homepage1 erinnert die Communauté de Taizé unter dem Datum des 15. April 2020 an ein besonderes Ereignis. Ostern vor 50 Jahren, Ende März 1970, wurde in der Versöhnungskirche in Taizé, die durch ein angehängtes Zirkuszelt vergrößert war, eine „Fröhliche Nachricht“ verkündet.
Diese Ankündigung betraf das sogenannte „Konzil der Jugend“. Eine interkontinental besetzte Gruppe junger Leute hatte mit den Brüdern um frère Roger einen Text vorbereitet, der eine vier Jährige Vorbereitungszeit und die Eröffnung des Konzils der Jugend im Jahre 1974 ankündigte. Dieser Prozess mündete in den „Pilgerweg des Vertrauens auf der ganzen Erde“, der bis heute andauert.
In der Ausgabe der Schriften von frère Roger2 lassen sich die entsprechenden Zusammenhänge nachlesen. Die zentralen Sätze der Ankündigung sind eingebettet in den folgenden Text, der von der Gruppe junger Menschen verfasst und vorgetragen wurde:
„Im letzten Jahr haben wir uns vorgenommen, am Ostertag 1970 von Taizé aus eine fröhliche Nachricht für die Jugend anzukündigen: eine Herausforderung an die Hoffnung in diesen Zeiten, in der die Kirche in Unruhe ist; in denen unterdrückende Mächte einen Teil der Menschheit aufgegeben haben; in denen die nicht tolerierbaren Privilegien der einen den anderen alles wegnimmt, bis hin zum Bewusstsein ihres Menschseins.
Wir haben den Vorschlägen von Jugendlichen der fünf Kontinente zugehört.
Wir haben herausgehört, dass es bei einer sehr großen Zahl von ihnen einen Durst nach Gott gibt, aber zugleich den Willen eines Fortschritts im Dienst der Menschen. Für sie geht es um alles oder nichts. Wenn sie Christus verstehen, ist er vor allem ein Leben. Wenn sie die Kirche verstehen, wollen sie sie als eine schöpferische Kirche.
Was wir am deutlichsten verstanden haben, ist ihre Erwartung eines ungewöhnlichen Vorgehens, das sie darin verbindet, für Christus bis zum Äußersten zu gehen; das ihre Energien freisetzt; das in ihnen einen schöpferischen Schwung in Gang setzt, um die Erde bewohnbar zu machen. Auf diese Weise kann sich die Gewalt des Hasses noch umwandeln in eine ‚Gewalt der Friedfertigen‘.
Um diese so ersehnte Nachricht zu finden, haben wir zugehört, nachgedacht, gebetet. Unsere besondere Sorge galt der Wechselseitigkeit der beiden Hemisphären: die wesentlichen Impulse kamen aus den Kontinenten des Südens. Junge Lateinamerikaner haben die ‚Dringlichkeit einer österlichen Kirche‘ zu Ausdruck gebracht, die ‚alle Machtmittel verweigert und treue Zeugin eines Evangeliums ist, das die Menschen befreit‘. Junge Afrikaner und Asiaten sehen durch die nördliche Hemisphäre die Werte der Gemeinschaft, des Teilens und des Festes verdrängt, die die ihren sind.
Wir haben danach gesucht, wie wir konkret auf diese Hoffnungen antworten können, obwohl die Kirche durch eine Wüste wandert und die Erde für eine Vielzahl von Menschen unbewohnbar wird. Wir haben uns an die ersten Christen erinnert. Zuerst war ihnen alles gemeinsam, sie waren ein Herz und eine Seele, man konnte ihre brüderliche Einheit sehen. Als ihre Einmütigkeit verschwand und die Spannungen unter ihnen sich in Spaltungen wandelten, haben sie beschlossen, sich zu treffen, um die Gegensätze zu beraten, den Bruch zu vermeiden und die Gemeinschaft zu erhalten (Apg 2, 42-47. Apg 15).
Die Nachricht, die wir euch heute also ankündigen ist eine österliche Nachricht, hier ist sie:
Der auferstandene Christus kommt, um im Innersten des Menschen ein Fest zu feiern. Er bereitet einen Frühling der Kirche: eine Kirche, die über keine Machtmittel verfügt und bereit ist, mit allen zu teilen, ein Ort sichtbarer Gemeinschaft für die ganze Menschheit. Er wird uns genügend Phantasie und Mut geben, um einen Weg der Versöhnung zu bahnen. Er wird uns bereitmachen, unser Leben dafür hinzugeben, dass der Mensch nicht mehr Opfer des Menschen sei.
Um diese fröhliche Nachricht konkret zu leben, drängt sich uns ein Mittel auf, ein Instrument: Wir werden ein Konzil der Jugend vorbereiten.
Das Konzil der Jugend, das heute angekündigt wurde, wird später eröffnet werden, das ist ein zweiter Schritt. Weil nichts Starkes sich ohne ein Minimum an Zeit entwickeln kann, beginnt heute der erste Schritt. Bevor wir uns zu einem Konzil der Jugend versammeln, gilt es nachzudenken und zu leben: Das Fest, die Gemeinschaft, das Miteinanderteilen und ‚über alle Hoffnung hinaus zu hoffen‘ (Röm 4,18).“3