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Textbaustein 4

Wenn ein Redner oder eine Rednerin an ein Pult tritt, dann steht da ein Körper, der erzählt. Zuerst steht er. Wie steht er? Es ist hilfreich, eine Haltung zu finden und einzuüben, die auch in verunsichernden Situationen Halt gibt. Die Füße in schulterbreitem Abstand, auf beiden Beinen, aufgerichtet, leicht nach oben gestreckt, die Brust leicht vor-, die Schultern leicht zurückgespannt, den Bauch straff, die oberen Halswirbel nach oben gerichtet wie eine Kleistsche Marionette, den Kopf leicht nach hinten, dabei das Kinn noch leichter nach unten. Aufrecht, gespannt und doch entspannt mit königlichem Blick nach vorn, ausatmen, tief ausatmen und die Luft wieder einströmen lassen: Ich stehe. Die Hände ruhen seitlich am Körper oder sie ruhen entspannt auf dem Pult oder sie berühren sich wissend vorm oberen Bauch, machen kurz halt, bevor sie ihre Geschichte erzählen, ganz zurückhaltend, oder gestikulierend mit den Worten, ihnen gelegentlich voran eilend. Je nach Person, je nach Situation, je nach Neigung. Von dieser Haltung aus, selbst wenn sie nur einen kurzen Moment eingenommen wird, einem Sprungbrett gleich, ist alles möglich. Zu ihr kann die Rednerin jederzeit zurückkehren, kurz innehalten und wiederum von ihr aufbrechen.